Audiosystem in Porsche Cayman (987.2)



 

Der Porsche Cayman ist in den Car-HiFi Kreisen nicht gerade sehr verbreitet. Es gibt kaum Porsche-Fahrer die ihre Werksanlangen durch hochwertige "Aftermarket-Produkte" aufwerten/ersetzen. Das liegt zum Teil daran, dass die wenigsten Porsche-Fahrer bereit sind, ihre "Schätzchen" durch Audioumbauten zu "verunstalten". Weiterhin sind die Porsches durch ihre ungünstige Umgebung (Motorgeräusche, Reifenabrollgeräusche, Auspuff,..) nicht gerade die optimalen Träger für audiophile Audiosysteme. Dazu kommt noch, dass die potentiellen Einbauplätze für die Elektronik und die Lautsprecherchassis sehr klein und eingeschränkt sind. Trotz dem, als absoluter Musikfanatiker und Klangfetischist habe ich mich entschieden alle diese Widrigkeiten zu überwinden und in meinem Schnappi ein audiophiles Audiosystem aufzubauen, das ich hier vorstellen möchte.

 

1. Konzept und Komponentenauswahl
2. Ausgangssituation
3. Einbau
4. DSP / Feintuning / Abstimmung der Anlage
5. Endergebnis
6. Alternativlösungen
7. Last not least

 

8. Update 2016 - neue Endstufe und DRC

 


 

1. Konzept und Komponentenauswahl

 

Beim Aufstellen des Gesamtkonzeptes sind Erfahrungen aus den früheren Einbau-Projekten MB E240 (W210) und Prolo-Polo eingeflossen. Bei der Planung habe ich mich nach folgenden Kriterien/Anforderungen orientiert:

 

  • - in dem Innenraum wird alles unsichtbar an den Originaleinbauplätzen verbaut - die Originaloptik bleibt erhalten
  • - beide Kofferräume sollen möglichst nutzbar, unverbaut bleiben - der Einbau soll "raumoptimiert" werden
  • - die Werksanlage (PCM3.0 mit ASK-Verstärker) bleibt erhalten und wird in das Audiosystem eingebunden
  • - die vorhandenen Lautsprecherkabel werden, wo möglich, weiter benutzt
  • - die Hauptmusikquellen sind iPad und iPhone. CD und Radio spielen eine sekundäre Rolle
  • - kabellose, digitale Anbindung von iPad und iPhone an den DSP per AirPlay für eine verlustfreie Datenübertragung
  • - kabelgebundene Anbindung von iPhone an das Werksradio per Mediainterface
  • - die Anlage muss in der Lage sein, mit der hinteren Soundanlage (sprich Motor und Auspuff) zu konkurrieren
  • - die Anlage muss relativ laut und druckvoll spielen, ohne dabei angestrengt zu wirken. Die Auslegung soll eher "spassorientiert sein"
  • - die Abbildung der Stereobühne (Breiten- und Tiefenstaffelung) sollte perfekt sein - ich bin ein "Räumlichkeitsfanatiker"
  • - die Einstellungen/Wiedergabe sollen für den Fahrerplatz optimiert sein (ich fahre meistens alleine)
  • - alles soll spurlos rückbaubar sein
  •  

     

    Zuerst ein paar Details zu den ab Werk verbauten Komponenten - mein Schnappi war audiomässig vollständig ausgestattet:

     

  • - PCM 3.0 mit Navi, Freisprecheinrichtung, BT, Aux, iPhone Schnittstellen
  • - zusätzliches Soundpackage Plus mit ASK Verstärker
  • - 20cm Tieftöner in der Tür
  • - 8cm Mitteltöner in der Tür (günstig positioniert, relativ hoch und nicht unter dem Knie)
  • - Hochtöner in dem Armaturenbrett
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    So sieht es auf auf einem Übersichtsbild aus

     


     

     

    Das sind die zusätzlichen/neuen Komponenten, die nachträglich eingebaut wurden:

     

  • - iPad Mini 64GB als Hauptmusikquelle / Head Unit
  • - Audison BitTen D (5-Kanal DSP mit einem digitalen Eingang), das Herzstück des ganzen Audiosystems
  • - Audison DRC (das Fernbedienungsmodul für den BitTen D)
  • - Apple AirPort Express für eine digitale Anbindung von iPad/iPhone an den DSP (Straming per AirPlay)
  • - Eton MA100.4 (Endstufe für das Frontsystem mit 4x75W @4Ohm)
  • - Eton MA750.1 (Endstufe für den Subwoofer mit 1x250W @4Ohm bzw. 1x500W @2Ohm)
  • - Rainbow Germanium GL-C6.3 Semi Active (semiaktives 3-Wege Lautsprechersystem)
  • - Hertz Mille ML2000.3 (8 Zoll Subwooferchassis in einem 15 Litter Gehäuse)
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    Dazu kommt noch der ganze Kleinkram wie Stromverteilerblocks, Sicherungen, Stromkabel, Lautsprecherkabel, Cinchkabel, Triggerkabel, Dämmung, Adapterringe, Einbaumodul,... und sehr, sehr viel Arbeit und Geduld.

     

    So sieht die geplante Anlage auf einem Übersichtsbild aus

     


     

     

    Warum iPad als Head Unit?

     

    Ich habe mir schon immer ein iPad Mini als Head Unit gewünscht. Dafür gibt es 5 einfache Gründe:

     

  • - perfekte, vertraute Benutzeroberfläche (ich nutze folgende Music Player Apps: Care Tunes und Track 8)
  • - optimale Medienbibliothekverwaltung und Synchronisierung mit iTunes
  • - beste Musikqualität durch volldigitale Datenübertragung zu DSP per AirPlay
  • - genügend Speicher (64GB) für einige Tausende daten-unreduzierter (!!!) und reduzierter Musikdateien (ALAC, AAC, mp3)
  • - optimale Displaygröße und Einbauposition (blendfrei)
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    Seit dem Einbau des iPads ist das Autoradio arbeitslos! Es wird nur noch wegen Navi oder Telefon/Freisprecheinrichtng eingeschaltet.

     

    Denjenigen, die noch kein Navi im Auto haben, kann ich die Cellular Variante des iPads empfehlen. Dann hat man mit einer passenden On-Board Navi-App wie Tomtom oder Navigon ein gutes grosses Navisystem.

     

    Digitale Anbindung von iPad/iPhone an den DSP

     

    Ein paar Worte zum Thema digitale Anbindung von iPad/iPhone an den DSP.
    Es gibt von Apple ein wunderbares Kästchen: das Apple AirPort Express (APE). Es baut ein lokales Wi-Fi Netzwerk auf, hat einen digitalen optischen Ausgang (z.B. zum Anschliessen an einen DSP oder an einen externen D/A Wandler) und kann komprimierte aber nicht reduzierte (!!!) Musik per AirPlay von iPhone oder iPad an den DSP übertragen, ohne dass diese vorher D/A und erneut A/D gewandelt werden müssen. Somit ist es perfekt dafür geeignet, die Musik von einem i-Gerät möglichst verlustfrei zum DSP zu übertragen.

    Hier ein Bild, das diese Verbindung darstellt

     


     

     

     


     

    2. Ausgangssituation

     


    Die ganze Elektronik (DSP, Verstärker, APE, Stromverteilung, Frequenzweichen..) wird in dem vorderen Kofferraum in die kleine Einbuchtung oben links eingebaut.

     


    Die Werkslautsprecher (Tieftöner und Mitteltöner) sind in der Tür verbaut. Die Germanium-Chassis werden an den gleichen Einbauplätzen montiert.

     


    Die Hochtöner sind in der Defrosterleiste auf dem Armaturenbrett eingebaut.Die Germanium-Hochtöner werden an dem gleichen Einbauplatz montiert.

     


    Der zusätzliche Porsche ASK Verstärker sitzt unter dem Beifahrersitz. Dort werden die von dem PCM3.0 ankommenden Lautsprechersignale für die Anbindung an den DSP (für den HighLevel Eingang des BitTen) abgegriffen.

     


    In dem linken Seitenteil des hinteren Kofferraums wird der Subwoofer eingebaut.

     


    Das DRC (Fernbedienungsmodul für den DSP) wird griffbereit und bequem bedienbar in das kleine Ablagefach in der Mittelkonsole eingebaut.

     


     

    3. Einbau

     

    3.1 Dämmung der Türen

     


    Aussenblech ungedämmt (Originalzustand).

     


    Aussenblech gedämmt mit Alubutyl STP Aero (besonders leicht).

     


    Zwischenblech (Aggregatträger) ungedämmt (Originalzustand).

     


    Zwischenblech (Aggregatträger) gedämmt mit Alubutyl STP.

     


    Türverkleidungen ungedämmt (Originalzustand).

     


    Türverkleidungen gedämmt mit Alubutyl STP.

     

     

    3.2 Einbau der Tieftöner

     


    Tieftöner-Vergleich: die neuen Germaniums (16cm) vs. Porsche-Originalchassis (20cm)

    von vorne...

     


    ... und von hinten.

     


    Adapterring für die Tieftöner angefertigt aus MPX...

     


    ...und lackiert.

     


    Adapterring geschraubt an die Tür.

     


    Tieftöner geschraubt an den Adapterring.

     


    Aufbauhöhe Tieftöner + Adapterring entspricht der Aufbauhöhe des Porsche-Chassis und passt unter die Türverkleidung.

     

     

    3.3 Einbau der Mitteltöner

     


    Mitteltöner-Vergleich: Germaniums vs. Porsche-Originalchassis.
    Auffällig ist die primitive Weiche an dem Originalchassis (das kleine schwarze Elko).

     


    Die Germanium Mitteltöner passen perfekt (!!!) in die vorhandene Öffnung in der Türverkleidung...

     


    ... sie müssen nur noch mit einem aus MPX angefertigten Adapterring...

     


    ... an die Türverkleidung befestigt werden.

     

     

    3.4 Einbau der Hochtöner

     


    Hochtöner-Vergleich: Germaniums vs. Porsche-Originalchassis.

     


    Die Hochtöner sitzen in einer Öffnung in der Defroster-Leiste.

     


    Die Germanium Hochtöner passen genau (!!!) in die Öffnung...

     


    ...und werden mit den vorhandenen Klipsen befestigt.

    Die Germanium Mittel- und Hochtöner sind "wie geschaffen" für den Cayman.

     

     

    3.5 Einbau des Subwoofers

     

    Auf Grund der beengten Platzverhältnisse in dem hinteren Kofferraum konnte ich das eingeplante 10" Rainbow Germanium Chassis nicht unterbringen und musste auf ein 8" Chassis ausweichen. Ich habe mich für ein relativ potentes und sehr hochwertiges Chassis Hertz Mille ML 2000.3 entschieden. Man könnte sagen, das ist der Porsche unter den Subwoofern. Es wurde in ein geschlossenes Gehäuse mit 15 Liter Volumen eingebaut. Das Gehäuse wurde in den linken Seitenteil des hinteren Kofferraums eingepasst. Um den nutzbaren Platz so wenig wie möglich zu beanspruchen, habe ich das Gehäuse "formpassend" aus vielen kleinen MPX-Platten zusammengebaut (es hat mich relativ viel Arbeit und Kartonschablonen gekostet). Sie wurden zuerst geschraubt, geklebt, anschließend verspachtelt, geschliffen und zum Schluss mit einem Porsche-Filzstoff bezogen.

     


    Das edle Subwooferchassis Hertz Mille ML 2000.3, ein echter "Spassmacher"

    von vorne...

     


    ...und von hinten.

     


    Damit sich der Subwoofer möglichst gut in den Linken Seitenteil des Kofferraums integriert, musste die Form des Gehäuses etwas komplizierter werden. Hier die erste Sitzprobe.

     


    Das Gehäuse wird Schritt für Schritt aus kleinen MPX-Teilen zusammengeschraubt...

     


    ... und geprüft, ob es noch passt :-)

     


    So sieht es vor dem Spachteln aus.

     


    Die vorhandene Öffnung wird noch zugeklebt...

     


    ...und das ganze von aussen verspachtelt.

    Das fertige Gehäuse wird von innen mit einer Querstrebe versteift und gedämmt.
    Die Frontplatte wird mit einer MDF Platte gedoppelt.

     


    Und wieder eine Sitzprobe. Es passt ...

     


    ...und wackelt nicht.

     


    Zum Schluss wird das Gehäuse mit einem Porsche-Filz bezogen und das Chassis geschraubt.

     


    Das sieht doch gut aus!

     


    Das Chassis wird durch ein Lautsprechergitter von JL Audio geschützt.

     

     

    3.6 Umbau des Apple AirPort Express

     

    Damit das Apple AirPort Express im Auto benutzt werden kann, muss zuerst das interne 230V Netzteil durch ein 12V Netzteil ersetzt werden.

     


    Hier auf dem Foto rechts unten das ausgebaute 230V Netzteil und rechts oben das kleine 12V Netzteil.

     


    Das 12V Netzteil wird zuerst auf die geforderten 3,3V eingestellt und dann in ein externes Gehäuse eingebaut.

     


    Hier noch mal die kleine Netzteilplatine.

     

     

    3.7 Einbau des DRC (Fernbedienungsmodul für den BitTen D)

     


    Für die Montage des DRCs in dem Ablagefach habe ich eine kleine Montageplatte aus MPX vorbereitet.

     


    Die Frontseite wurde mit Spachtel aufgefüllt, passend zu der Mittelkonsolle geformt und in Seidenmatt-Schwarz lackiert.

     


    So sieht es in einem eingebauten Zustand aus.

     

     

    3.8 Halterung für den iPad Mini

     


    Die Halterung für den iPad Mini ist aus einem Stück Lochblech gefertigt, das passend gebogen, dann mit Schaumstoff gepolstert und zum Schluss mit einem Stoff bezogen wurde.

     


    Dadrauf wird eine Brodit-Schalle geschraubt.

     


    Das ganze wird einfach zwischen den Sitz und die Mittelkonsole gesteckt. Durch die Schaumstoffpolsterung hält es gut und kann jede Zeit einfach herausgenommen werden. Es gibt keine Kabel (Wi-Fi-Straeming) und die Ladebuchse für das iPad steht bei Bedarf direkt neben an in dem Zigarettenanzünder zur Verfügung.

     


    Die Position des iPad ist aus der Sicht des Fahrers optimal zum Bedienen und zum Ablesen (keine Reflexionen von der schwarzen Dachverkleidung).

     

     

    3.9 Einbaumodul für die komplette Elektronik

     


    Das Einbaumodul für die komplette Elektronik wurde in dem verwinkelten vorderen Kofferraum, in der oberen linken Einbuchtung untergebracht. Da der Platz sehr knapp und die Form etwas kompliziert ist, habe ich ein spezielles Gehäuse aus MPX vorbereitet.

     


    Das Einbaumodul sitzt sehr genau zwischen den Ecken und Rundungen der Einbuchtung. Es muss nur von oben reingesteckt werden und hält ohne Verschraubung fest.

     


    Das besondere an dem Einbaumodul sind die modular aufgebauten vier Ebenen, auf denen die vielen einzelnen Komponenten platzoptimiert montiert werden.

    Ich fange von oben an.

    Im "2. Stock" werden die beiden Endstufen untergebracht, rechts die Subwooferendstufe, links die 4-kanalige Front-Endstufe.

     


    Im "1.Stock" - sprich auf der Unterseite dieser Platte - wird der DSP und später die passiven Frequenzweichen für den Mittel-/Hochton montiert.

     


    Im "Erdgeschoß" sitzt das Apple AirPort Express mit seinem ausgelagerten Netzteil und den Stromunterbrechungselkos.

     


    Im "Keller" sitzt die ganze Stromversorgung, Stromverteilung und die Lautsprecherkabelanschlüsse.

     


    So sehen die vier Modul-Ebenen zusammengeschraubt von vorne...

     


    ...und von hinten aus.

     


    Vor dem Einbau in den Kofferraum werden alle Komponenten intern verdrahtet.

     


    Zum Schluss wird das ganze von oben mit einem Gitter und von vorne mit einer Frontplatte abgedeckt. Die Frontplatte wird noch mit einem Porsche-Filz bezogen.

     

     

    3.10 Passive Frequenzweichen

     


    Wie der Name "Rainbow Germanium GL-C6.3 Semi Active " schon sagt, es handelt sich dabei um ein halbaktives 3-Wegesystem. Das bedeutet, dass die Tieftöner ohne einer passiven Frequenzweiche angeschlossen werden (aktive Trennung per DSP) und die Mittel- und Hochtöner an einer passiven, biampingfähigen Frequenzweiche hängen.

     


    Die Frequenzweichen werden in dem Einbaumodul neben dem DSP montiert. Sie sind hochwertig aufgebaut und mit einer dreifachen Pegelanpassung (drei Steckbrücken) in drei Stufen ausgestattet.

     

     

    3.11 Verkabelung

     


    Damit man sich in dem Kabelwust nicht verliert braucht man zuerst einen Schaltplan...

     


    ...der dann umgesetzt wird.

     


    Hier noch mal der Anschluss an den ASK-Verstärker. Hinter dem Verstärker werden die Lautsprecherkabel getrennt, an den HighLevel Eingang des DSP angeschlossen und von den Endstufen zurück an die getrennte Stelle zurückgeführt. Von da aus werden die vorhandenen Lautsprecherkabel benutzt und keine neue Kabel in die Türen verlegt. Es werden lediglich neue Kabel zu den Hochtöner/Armaturenbrett verlegt.

     


    Die Kabel (Lautsprecherkabel, USB-Kabel, DRC-Kabel) werden zuerst unter dem Teppich und dann hinter dem Handschuhfach durch eine Öffnung in der Spritzwand...

     


    ...und dann zusammen mit dem Stromkabel in den vorderen Kofferraum gezogen.

     


    Dort werden sie von unten an die komplette Elektronik per Schraubklemmen angeschlossen...

     


    ...und später unsichtbar hinter der Blende unter dem Einbaumodul versteckt.

     


    Von den Komponenten und Kabeln ist nichts zu sehen.

     


     

    4. DSP / Feintuning / Abstimmung der Anlage


    Aufgaben eines DSP

     

    Zuerst ein paar erklärende Worte für diejenigen, die mit der Funktion/Rolle eines DSPs in einem Car-HiFi Audiosystem noch nicht vertraut sind. Es wird zwar nicht für jeden interessant sein, aber vielleicht gelingt es mir den einen oder anderen für diese "Wunderwaffe" zu begeistern.

     

    Der DSP ist das Herzstück meiner Anlage. Ein DSP bietet unglaubliche Klangoptimierungsmöglichkeiten. Ich würde sagen, dass von allen verbauten Audio-Komponenten der DSP die grösste Qualitätssteigerung in das ganze System eingebracht hat. Wer den DSP versteht und beherrscht, kann sogar mit relativ einfachen Komponenten (siehe Kapitel 6. Alternativlösungen) fantastisches Ergebnis erreichen, das ohne DSP nicht mal mit teuersten High-End Komponenten erreichbar wäre. Die wesentlichen Aufgaben eines DSPs sind:

     

  • 1. Aktive Filterung des Signals passend für die einzelnen Kanäle/eingesetzten Chassis (gefilterte Frequenzbereiche für die Tieftöner, Mitteltöner, Hochtöner und Subwoofer)
  •  

  • 2. Laufzeitkorrektur (LZK) der einzelnen Chassis. Da im Auto die einzelnen Chassis in der Gastzelle räumlich verteilt und dadurch von dem Hörer unterschiedlich weit weg entfernt sind, ist eine räumlich präzise, homogene Wiedergabe ohne Korrektur nicht möglich. Die Wiedergabe ist ziemlich "matschig", diffus und ohne einen scharfen Focus. Das Problem wird mit DSP behoben, in dem die einzelnen Kanäle/Chassis individuell/passend verzögert werden, so dass der gleiche Ton von allen Chassis zeitgleich die Ohren erreicht. Das sorgt für korrekte Bühnenabbildung
  •  

  • 3. Tonale Korrektur/Equalizing. Sie erfüllt mehrere Aufgaben:

    - Korrektur der Frequenzgänge der eingesetzten Chassis
    - Korrektur der Raumakustik des Fahrzeugs
    - Tonale Anpassung des Frequenzgangs an eigene Klangvorlieben (siehe Referenzkurven)
  •  

    Gerade das letze bietet die größte Möglichkeiten und Spielraum eigene Vorstellung von gutem "Klang" zu realisieren. Denn es gibt nicht den einen "Perfekten Klang", der zu jedem Auto, zu jeder Musikart und - vor allem - zu jedem Ohr passt. Der einer mag es dezent, der andere etwas peppiger, noch anderer etwas bassbetonter und noch ein anderer (altersbedingt) etwas hochtonbetonter. Und am liebsten je nach Stimmung und gehörte Musikart umschaltbar. Und genau das lässt sich mit Hilfe von DSPs durch mehrere speicherbare und abrufbare Konfigurationen realisieren.

     

     

    Equalizing und Referenzkurven

     

    Im Heim-Audio strebt man einen flachen, linearen Frequenzgangverlauf an. Im Auto hat es aber keinen Sinn, denn die unteren Frequenzen werden durch die Fahrgeräusche (Motor, Wind, Reifen) maskiert. Das folgende Bild zeigt den Verlauf des Frequenzgangs von Fahrgeräuschen gemessen in dem Cayman bei 100km/h (grüne Linie) und 180km/h (rote Linie)

     


     

    Deutlich zu sehen ist der Geräuschpegelanstieg zu den tiefen Frequenzen. Dadurch werden beim Musikhören die tiefen Frequenzen subjektiv leiser wahrgenommen als der Mittelton oder der Hochton. Um das zu kompensieren, kann der Frequenzgang per Equalizing entsprechend angepasst werden.

     

    Das nächste Bild zeigt ein Beispiel mit zwei Frequenzgang-Referenzkurven mit einem nicht-linearen Frequenzgangverlauf, der die onben genannte Problematik berücksichtigt und dementsprechend korrigiert. Diese Kurvern werden beim Einmessen/Einstellen des DSP (Equalizing) als "Richtlinie" benutz. Die rote Kurve ist die am meisten verbreitete Referenzkurve, die von vielen Car-Hifi Profis benutz wird. Die gelbe Kurve ist meine bevorzugte Referenzkurve, die ich in vielen, vielen Versuchen durch kleine iterative Korrekturen ermittelt habe.

     


     

    Wie man sieht, ist meine Referenzkurve im Vergleich zu der roten Kurve deutlich "spassiger". Der Tiefton ist angehoben (umsetzbar nur mit Hilfe eines Subwoofers), der Mittelton etwas abgesenkt (das hört sich etwas weniger nervig, besonders bei höheren Pegel) und der Hochton wiederum leicht angehoben (altersbedingt hört man den Hochton ab 10kHz schlechter).

    Bei der Ermittlung meiner bevorzugten Referenzkurve habe ich mich einerseits am Klang meiner hochwertigen Heimanlage und andererseits am dem Wunsch nach einer etwas peppigeren Wiedergabe orientiert.

     

    Auf dem folgenden Bild kann man einige Beispiele für Referenzkurven sehen (es waren in Summe über ein Hundert Varianten), die ich im Laufe der Klanoptimierung ausprobiert habe

     


     

     

    Wie sich solche Frequenzganganpassung per Equalizing klanglich auswirkt, kann auf einfachste Weise z.B. mit Hilfe einer geeigneten App für Smartphones ausprobiert werden. Hier zwei Beispiele von Denon oder Onkyo für iPhone/iPad. Es sind Music Player Apps mit einem integrierten Equalizer. In dem Equalizer kann man mit ein paar "Fingerschubser" den Frequenzgangverlauf beliebig korrigieren. Ich habe sie ausprobiert und sie funktioniert erstaunlich gut!

     


     

     

     

    Frequenzgangmessung

     

    Um die DSP-EQs passend zu der gewählten Referenzkurve einzustellen benötigt man ein Messsystem. Das hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Alles was man dazu braucht ist:

  • - ein Messmikro (ich nutze eins von Kirchner für 27,- EUR)
  • - ein Notebook mit Soundkarte (das Mikro wird einfach in den Mikroeingang gesteckt)
  • - ein Messprogramm (ich nutze das kostenlose Programm PRAXIS)
  •  

    Das ist alles - it's not rocket science :-)

     

    Als "low-cost" Alternative bieten sich geeignete Apps für Smartphones an. Hier eine Beispielapp von JL Audio für iPhone/iPad. Ich habe sie ausprobiert und sie funktioniert erstaunlich gut!

     


     

     

     

    DSP Einstellungen

     

    Und wie wird das ganze in dem DSP eingestellt? Es ist kein "Hexenwerk", die Bedienung/Steuerung eines DSP ist leicht zu erlernen und die verschiedenen Einstellungen können sehr schnell per Notebook vorgenommen werden. Auf den folgenden Bildern versuche ich am Beispiel meines DSP Audison BitTen die einzelnen Einstellungen zu erklären.

     

    Zuerst ein Screenshot von der Benutzeroberfläche des DSP-Steuerprogramms

     


     

    Zu den einzelnen Feldern:

  • oben-links und unten-links: Kanalzuordnung
  •  

  • oben-mitte: Frequenzweichen (Übernahmefrequenz/Flankensteilheit/Filtercharakteristiken) und Laufzeitkorrektur für die einzelnen Kanäle
  •  

  • oben-rechts: Auswahl der aktiven Eingänge und dadrunter Anpassung des Ausgangspegels für die einzelnen Ausgänge
  •  

  • unten-rechts: Anpassung des Frequenzgangs per EQs
  •  

     

    Im ersten Schritt werden alle Filterparameter (Übernahmefrequenz, Flankensteilheit, Filtercharakteristik) und die LZK passend/optimal für die verbauten Chassis eingestellt.

     

    Im zweiten Schritt werden mit Hilfe eines Messsystems die einzelnen Frequenzbändern per EQ angepasst, um einerseits die Raumresonanzen zu korrigieren und andererseits um den gewünschten Frequenzgangverlauf ("Referenzkurve") zu erreichen.

     

    Im dritten Schritt werden die per Messung eingestellten EQs noch mal per Gehör/Ohr einzeln kontrolliert. Empfindlichkeit unseres Gehörs weicht an einigen Stellen von dem Meßmikro ab und ist z.T. altersbedingt links und rechts unterschiedlich ausgeprägt. Für den Abgleich habe ich entsprechende Referenzsignale (sogenannte Terzfrequenzen) passend zu den einzelnen EQs wie z.B. 250Hz, 315Hz, 400Hz,... benutzt und geprüft, ob das jeweilige Signal wirklich mittig wahrgenommen wird. Bei Bedarf wird es entsprechend per EQ korrigiert. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass das musikalische Geschehen, unabhängig von dem Frequenzspektrum, felsenfest in der Mitte erscheint und nicht - je nach Signal - nach links oder rechts wegdriftet.

     

    Die folgenden Bilder zeigen beispielhaft die von mir vorgenommenen Einstellungen:

     

    - für die Mittel-/Hochtöner

     


     

    - für die Tieftöner

     


     

    - für den Subwoofer

     


     


     

    5. Endergebnis

     

     

    Und wie klingt es jetzt?

     

    Ich bin überrascht! Trotz der relativ ungünstigen Platzierung der Chassis, ist die räumliche Abbildung sehr gut geworden. Durch gezielte Nachkorrektur der LZK und Pegelanpassung der einzelnen Kanäle, rutschte die Mitte der Bühne - wie gewünscht - präzise direkt vor die Nase, mitte/oberhalb des Tachohügels. Sie schwirrt nicht mehr diffus irgendwo seitlich in der Mitte des Armaturenbretts.
    Tonal klingt es nach einigen EQ-Eingriffen sehr angenehm, dynamisch, spassig und auch bei höheren Pegeln nicht nervig.
    Eine weitere Überraschung ist der kleine Mille-Subwoofer. Er macht richtig druck und schliesst klanglich sehr gut an die Germanium-Tieftöner an.

     

    Das nachfolgende Bild zeigt, wie sich meine oben genannten EQ-Einstellungen auf den Frequenzgang auswirken.
    Gemessen wurden alle Kanäle zusammen (L+R+Sub). Als Messsignal wurde ein Rosarauschen benutzt.

     


     

    Wie man sieht, der gemessene Frequenzgangverlauf (grüne Linie) weicht deutlich von der empfohlenen "Referenzkurve" (rote Linie) ab und folgt meiner eigenen, deutlich "spassigeren" Referenzkurve (gelbe Linie). Dabei wurden einige klanglichen Korrekturen und Präferenzen umgesetzt:

  • - angehobener Tiefton 32-50Hz, um den Maskierungsefekt zu kompensieren und den Spassfaktor deutlich zu steigern (!!!)
  • - abgesenkter Bass 60-250Hz, um das raumspezifische Dröhnen zu reduzieren
  • - abgesenkter Mittel-/Hochton 630-3150Hz, um die schrille, nervige Wiedergabe bei höheren Pegeln zu korrigieren
  • - angehobener Hochton 6,3-16kHz ("altersbedingt")
  •  

     

    Zum Vergleich noch die Messung der Werksanlage (PCM 3.0 + ASK Verstärker + Werkschassis) vor dem Umbau (also Original Porsche-Klang)

     


     

    Für eine Werksanlage ist der Klang nicht schlecht, aber:

  • - Mittelton und der untere Hochton (600-3000Hz) ist deutlich überhöht, das klingt etwas "nervig"
  • - Grundton (200-500Hz) fehlt
  • - Tiefton fehlt. Unter 70Hz fällt der Pegel relativ steil ab (systembeding da kein Subwoofer vorhanden)
  •  

     


     

    6. Alternativlösungen

     

    Ich bin mir dessen bewusst, dass nicht jeder bereit ist so viel Geld und Arbeit in eine Audioanlage zu investieren, deshalb habe ich zwei "low-cost" Alternativen vorbereitet, die trotz eines reduzierten Umfangs gute klangliche Ergebnisse und eine deutliche Steigerung zu Werksanlage versprechen. Alle beide basieren auf einem DSP, denn wie bereits erwähnt ist der DSP das Herzstück des ganzen Systems und beeinflusst den Klang am meisten.

     

     

    6.1 Alternativlösung 1 (mit Subwoofer)

     

    Bei diesem Konzept bin ich davon ausgegangen, dass die vorhandenen Werkslautsprecher weiterhin benutzt werden (sie sind gar nicht so schlecht). Damit spart man sich das aufwändige Öffnen der Türen, das Ziehen von zusätzlichen Hochtönerkabeln und das Dämmen der Türen. Man kann auch zu einem günstigeren Subwooferchassis wie z.B. das ARC8 greifen. Als Alternative zu einem getrennten DSP + Endstufe wäre eine Endstufe mit einem integrierten DSP denkbar. Die gibt es von Audison, Mosconi oder Helix.

     

    So würde das auf einem Übersichtsbild aussehen

     


     

    Bevor ich die Germanium Lautsprecher und Hertz Subwooferchassis eingebaut habe, bin ich zeitlang mit einer genau wie oben beschriebenen Konfiguration gefahren. Die komplette neue Elektronik war schon eingebaut und angeschlossen, aber ich hatte noch die Werkschassis und ein ARC8 Subwooferchassis als vorläufige Lösung. Durch die DSP-Anpassung, zusätzliche Leistung der Endstufen und den Subwoofer war das Ergebnis überraschend gut und "um Welten besser" als die Werksanlage

     

     

    6.2 Alternativlösung 2 (ohne Subwoofer)

     

    Diese Alternativlösung ähnelt dem oben genannten Konzept, allerdings ohne Subwoofer. Der Hauptgewinn an Klangqualität erfolgt durch den Einsatz von DSP und durch die höhere Leistung der Endstufen. Prädestiniert für diese Lösung sind Endstufen mit einem integriertem DSP. Die gibt es von Audison, Mosconi oder Helix. Wegen der geringen Einbaumasse werden sie unter dem Beifahrersitz, gleich neben dem ASK Verstärker eingebaut. Dadurch wird die Verkabelung auf ein Minimum reduziert (nur Verbindungen zu dem ASK Verstärker).

     

    So würde das auf einem Übersichtsbild aussehen

     


     


     

    7. Last not least

     

    Zum Schluss möchte ich mich beim Alex Maier von Speaker City bedanken, der mich bei meinem Projekt tatkräftig unterstützt hat.

     


     

     

    Hinweis für potentielle Nachahmer

     

    Sollte ich noch mal Endstufen kaufen, würde ich nicht mehr zwei getrennte Endstufen, sondern gleich eine 5-Kanal Endstufe nehmen. Das würde die Verkabelung vereinfachen und den Platzbedarf sowie Einbauaufwand reduzieren.
    Eine "Traumendstufe" dafür wäre eine Audison AV 5.1k. Sie hat genügend Power für alle Kanäle, analoge Endstufen für die Mittel- und Hochtonkanäle und kann verlustfrei digital an den Audison DSP angeschlossen werden. Ich habe sie zum Probieren in den Kofferraum reingelegt - sie past perfekt! Ich glaube, früher oder später werden meine Etons ersetzt :-)

     


     


     

    8. Update 2016 - neue Endstufe und DRC

     

    Wie bereits in dem Hinweis für Nachahmer erwähnt, es gab noch einen offenen Änderungswunsch -> eine integrierte 5-Kanal Endstufe. Diesen Wunsch habe ich mir mit der Audison AV5.1k erfüllt.

    Weiterhin, das alte silberne DRC wurde durch das neue schwarze DRC MP ersetzt.

     

    8.1 Neue Endstufe Audison AV 5.1k

     

    Das besondere an der Endstufe ist die günstige/sinnvole Leistungsverteilung für die einzelnen Kanäle:

     

    - 2x75W@4Ohm für MT/HT (Class A)

    - 2x140W@4Ohm für TT (Class AB)

    - 1x600W@4Ohm für subwoofer (Class D)

     

    So sieht das auf einem Übersichtsbild aus

     


     

     

    Da die Audison Endstufe deutlich grösser ist als die kleinen Eton Endstufen, mußte ein neues Gehäuse / Einbaumodul für die komplette Elektronik gebaut werden

     

     

     


    Der Platz in dem Kofferraum ist sehr knapp, daher muß das Einbaumodul milimetergenau sitzen und den verfügbaren Raum optimal nutzen.

     


    Das Einbaumodul aus MPX wurde mit Hilfe von vielen Karton-Schablonen genaustens an die verwinkelte Einbuchtung in dem vorderen Kofferraum angepasst.

     


    Es passt so genau, dass es einfach von Oben zwischen das linke Kotflügel und die Plastiverkleidung reingeschoben wird und bedarf keiner weiteren zusätzlichen Befestigung.

     


    Erste Sitzprobe.

     


    Hier noch mal mit dem passenden Deckel.

     


    Alle Bauteile wurden platzoptimiert eingebaut und verdrahtet.

     


    Manche Stellen sind wirklich sehr eng...

     


    ...wie die Chinchkabel-Anschlüsse...

     


    ...oder Lautsprecheranschlüsse.

     


    Zum Glück passen die Wölbungen des Kofferraums zu den Anschlußterminals der Audison Endstufe.

     


    Der Apple AirPlay Express Empfänger wurde in eine Plastikdose einquartiert und in den Raum zwischen den beiden Spritzwänden neben Batterie ausgelagert.

     

     

    8.1 Neues DRC MP (Fernbedienungsmodul für den BitTen D)

     

    Ein neues schwarzes DRC MP Fernbedienungsmodul hat das alte silberne DRC ersetzt

     

     


    Das neue Design passt deutlich besser zu der Mittelkonsole des Caymans.

     


    Die Beleuchtungsfarben lassen sich an das Farbschema des Caymans anpassen.